Ich hatte schon lange mit dem Gedanken gespielt, einmal Ameisen zu halten und schon vor ein paar Monaten wurde mir dann ein Gutschein für ein Terrarium für Ameisen, ein sogenanntes Formicarium geschenkt.
Trotz Biologiestudium weiß ich nicht allzu viel über die Haltung von Ameisen und daher bin ich umso gespannter auf mein kleines Experiment Ameisenfarm.
Zunächst informierte ich mich über verschiedene mögliche Ameisenarten und ihre Bedürfnisse. Da ich bislang keine Erfahrung mit der Haltung von Ameisen habe, war natürlich eine möglichst unkomplizierte Haltung eine Voraussetzung. Außerdem war mir schnell klar, dass ich die Tiere nicht in einem von ihnen selbst gegrabenen Erdnest unterbringen konnte, da Erschütterungen bei Transporten, wie sie zum Beispiel bei einem Umzug vorkommen könnten, unvorhersehbare Folgen haben könnten. Aus diesem Grund entschied ich mich für ein Gipsnest.
Es wurde mir auch schnell klar, dass ich wohl keine einheimische Ameisenart nehmen würde, da es kompliziert werden könnte, die Tiere über Winter zur Winterruhe in einer kühlen Umgebung wie einem Kühlschrank unterzubringen. Aus diesem Grund suchte ich nach einer Ameisenart die keine Winterruhe benötigt und sich bereits bei Raumtemperatur wohl fühlt. Diese hoffe ich nun in der südamerikanischen Ameisenart Camponotus rufipes gefunden zu haben. Bezüglich eines passenden Formicariums mit passender Nestgröße ließ ich mich telefonisch beraten, da der nächste Fachhandel für Ameisen nicht gut zu erreichen ist. Trotz der recht großen Ameisenart empfahl man mir zu Anfang ein kleines Formicarium mit kleinem Nest zu nehmen, damit die Tiere aufgrund ihrer anfangs geringen Koloniegröße keine Probleme haben, das Nest sauber zu halten. Ameisen sind sehr reinliche Tiere und halten ihr Nest selbständig sauber, aber bei zu großen vorgefertigten Nestern kann es vorkommen, dass sie ein Ende des vorgefertigten Nests nicht mehr als Teil ihres Nests betrachten und als Müllkippe missbrauchen.
Ende letzten Jahres bestellte ich das Formicarium, aber dank der Feiertage dauerte die Lieferung leider etwas länger. Letzte Woche kam nun endlich das bestellte Paket an. Voller Spannung machte ich mich ans Auspacken und ging den Inhalt durch, musste allerdings feststellen, dass etwas fehlte!
Das Thermometer und das Hygrometer waren nicht in der Packung. Zum Glück hatte ich die Gyne, wie man eine Ameisenkönigin auch nennt, noch nicht bestellt, da ich wegen dem Glas aus dem das Formicarium besteht, etwas vorsichtig sein wollte. Nach einem kurzen Telefonat entschuldigte man sich sofort für die fehlenden Teile und versprach sie sofort zu senden. Ich bestellte gleich auch noch meine Ameisenkönigin und 2 Tage später kamen Thermometer und Hygrometer wohlbehalten an und am selben Tag kam auch die Ameisenkönigin.
Bei der Ameisenkönigin handelt es sich nur um eine Königin mit erster Brut. In den meisten Fällen bestellt man noch einige Arbeiterinnen dazu, doch ich konnte nirgendwo einen Händler finden, der Camponotus rufipes mit Arbeiterinnen angeboten hätte, daher sitzt derzeit nur die Königin mit ein paar Eiern in ihrem Reagenzglasnest, welches ich zunächst blickdicht in Alufolie wickelte, damit die Ameisenkönigin sich nicht vom umgebenden Licht gestört fühlte. Leider war dadurch ein Blick auf das Innenleben des Reagenzglasnests völlig unmöglich und jeder Versuch, hinein zu sehen, führte automatisch zu Stress bei der Königin.
Ameisen können rotes Licht nicht wahrnehmen und werden daher nicht oder zumindest nur bedingt gestört, wenn eine rote Folie das Licht zuvor filtert. Deshalb ging ich zwei Tage nach dem Erhalt der Königin rote Folie kaufen, um das Reagenzglasnest damit umwickeln zu können. So kann ich hoffentlich zumindest ab und an einen Blick auf das Innenleben des Reagenzglasnests erhaschen.
Nun heißt es warten, ob und wann die ersten Arbeiterinnen schlüpfen. Je nachdem wie lange die erste Brut bereits gelegt war, als die Königin an mich versendet wurde, und je nach Temperatur kann es länger oder kürzer dauern. Vielleicht über 2 Monate \Ö/