Wie jedes Jahr zur gleichen Zeit
Steht hell ein Christbaum schon bereit.
Und die Geschenke sind schon da,
Ist da nicht etwas sonderbar?
Ein alter Mann mit weißem Bart –
Sieht freundlich aus, er lächelt zart;
Doch dies ist nur der Augenschein,
Denn er ist heute recht allein.
Einst saß ich ihm auf seinem Schoß,
Der Mund steht auf, die Augen groß
und lachte er dann – Ho Ho Ho!
War ich in tiefster Seele froh.
Doch nun in der Erwachs’nen-Welt
gibt’s keinen Zauber, der ihn hält
Ich sehe ihn zwar immer wieder,
Doch ihm erschlaffen müd die Glieder.
Er schaut so traurig, was kann’s sein?
Da steht er einsam und allein
Er wartet auf das Erdenkind,
Das ich in mir nun nicht mehr find‘.
Ich gehe auf ihn zu und weiß,
Er hofft ich geb mein Kind ihm preis,
Wie sage ich dem braven Mann,
Dass ich es nicht mehr finden kann?
Die Hoffnung hebt ihm seinen Schopf
Ich schüttel schweigend mit dem Kopf.
Er nickt, verstanden hat er schon
Er dreht sich um und schlurft davon.
Hält mich nunmehr ein Bettler an
Und sagt er sei der Weihnachtsmann,
Dann glaub ich ihm, denn zweifellos
Ist Santa Clause jetzt arbeitslos.
Philipp Miltner, Karlsruhe im Dezember 2002