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Amabrush: ein erster Test

Die Zeit um Weihnachten ist die Zeit der Wunder und so gab es dieses Jahr auch bei mir eine kleine Überraschung: Kurz vor Weihnachten wurde meiner Partnerin und mir unsere Amabrush geliefert.

Für diejenigen, die es noch nicht wissen: Bei der Amabrush handelt es sich um ein Crowdfunding-Projekt, bei welchem die Entwicklung einer speziellen Zahnbürste finanziert werden sollte. Die zu entwickelnde Zahnbürste sollte in nur 10 Sekunden die Zähne reinigen, so das Versprechen damals. Das Projekt genoss große Aufmerksamkeit in den Medien und hatte sogar international Auftritte im Fernsehen.

Bei der Entwicklung kam es zu „Verzögerungen“ und die Firma teilte kaum Informationen bezüglich des Entwicklungsprozesses mit den Crowdfundern. Dementsprechend negativ war die Stimmung vieler Crowdfunder in der Vergangenheit. In den letzten Wochen wurden nun endlich die ersten Amabrush ausgeliefert. Nachdem immer wieder über Probleme bezüglich der Leistung der Amabrush berichtet wurde, habe ich mich gefragt, was von den Berichten zu halten war.


Wie bereits an vielen Stellen online berichtet, handelt es sich bei der ausgelieferten Amabrush nur um ein Starter-Set inklusive eines Mundstückhalters und zwei zusätzlichen Zahnpastapaketen mit Zahnpasta des Typs Extra Fresh. Auch im Inneren des Starter-Sets fand ich nur ein einzelnes Mundstück. Da ich jedoch eine Version für Paare in der Finanzierung bestellt hatte, bin ich gespannt, ob und wann eine Erweiterung ausgeliefert wird.

Das Starter-Set enthielt neben der Amabrush selbst und dem Mundstück das Ladegerät sowie ein weiteres Paket Zahnpasta mit den versprochenen 3 Zahnpastasorten.

Der Mundstückhalter der Amabrush fühlt sich vom Material her im Vergleich zum restlichen Set sehr minderwertig an

Alle gelieferten Bestandteile wirkten hoch qualitativ verpackt. Auch die Qualität der Geräte selbst machte einen sehr guten Eindruck. Einzige Ausnahme bildete hier der Mundstückhalter, der aus einfachstem Plastik bestand.

An diesem Punkt war ich beeindruckt, in Anbetracht dessen wie häufig Crowdfunding-Projekte vollständig scheitern und am Ende gar kein Produkt liefern. Nehmen wir die schnelle Entwicklung, Produktion und Lieferung von einem guten Jahr hinzu, ist das aus meiner Sicht eine sportliche Leistung…

Nachdem sich online an einigen Stellen Personen über die Reinigungsleistung von Amabrush beschwert hatten, äußerte sich das Startup in einem Newsletter, es hätte nie erklärt, sein Produkt wäre vergleichbar mit elektrischen Zahnbürsten, sondern könne Handzahnbürsten lediglich gut ersetzen.

Infolgedessen nahm ich mir zunächst vor, meine Amabrush nach Lieferung vor eine recht einfache Aufgabe zu stellen:

Als ich meinen Zahnbelag bereits mit der Zunge deutlich spüren konnte, ein Zustand, den man normalerweise vermeiden sollte, begann ich mir die Zähne mit der Amabrush zu putzen. Jede noch so einfache Zahnbürste hätte problemlos schon in unter 1 Minute den Zahnbelag grundgereinigt oder zumindest spürbar reduziert.

Nachdem ich die Amabrush genutzt hatte, spürte ich jedoch überhaupt keinen Unterschied. Ich wiederholte die Prozedur mehrmals und erst nach dem 7. Anlauf konnte ich eine leichte Abschwächung des Zahnbelags feststellen, auch wenn er noch immer nicht annähernd ganz verschwunden war.

Ob diese Abschwächung jedoch von der Vibration der Amabrush oder dem ständigen Anlegen, Ablegen, Ausspülen und Wiederholen der Vorgänge kam, lässt sich kaum sagen. In jedem Fall spürte ich erst nach 70 Sekunden + mehrfachem Anlegen und Ablegen der Amabrush überhaupt eine „Reinigungsleistung“. Diese Reinigungsleistung war aber meines Erachtens noch nicht einmal annähernd ausreichend oder gar mit einer normalen Handzahnbürste vergleichbar.

Ich muss also leider sagen, von der Reinigungsleistung der Amabrush bin ich mehr als enttäuscht. Auch meine Partnerin testete die Amabrush nach gründlichem Reinigen des Mundstücks, wenn auch ohne extremen Zahnbelag. Und auch sie war von der Reinigungsleistung so enttäuscht, dass sie fragte, was wir mit dem nicht funktionierenden Gerät machen sollen.

Die Reinigungsleistung der Amabrush ist meines Erachtens sehr gering.

Wenn überhaupt müsste ich zur Reinigung meiner Zähne das Gerät so oft anschalten, dass ich die Zeit besser mit einer normalen Zahnbürste und Zahnpasta eines beliebigen Herstellers verbringen könnte, anstatt so firmenspezifische Produkte kaufen zu müssen. Die versprochene Zeitersparnis existiert mit dem ausgelieferten Produkt meines Erachtens leider bislang nicht.

Ich muss zugeben: Das Konzept der Amabrush bleibt interessant, aber im derzeitigen Entwicklungszustand muss ich sagen, dass das ausgelieferte Produkt von der Leistung her nicht ausgereift ist und nur einen Prototyp für Demonstrationszwecke und zur Gewinnung von Sponsoren darstellt. Die Firma hätte sich lieber mehr Zeit nehmen und seinen Crowdfundern gegenüber mehr Transparenz zeigen sollen. Mehr Einblicke hinter die Kulissen und eine stärkere Einbindung der Crowdfunder bei der Begleitung der Entwicklungsfortschritte hätte zu weniger erhitzten Gemütern unter den Crowdfundern geführt und ihnen dadurch womöglich mehr Zeit eingebracht. Dieses mehr an Zeit hätten Sie sich nehmen müssen, um sich nicht gezwungen zu fühlen ein schlechtes und unnützes Produkt ausliefern zu müssen, was letztlich nur zu noch frustrierteren Crowdfundern führt.

Ein wirkungsvolles Stakeholder-Management muss dieses Startup eindeutig noch lernen. Nun werden sie die schlechte Kritik ernten müssen, die sie durch das schlechte Management und das daraus resultierende nicht funktionierende Produkt gesät haben.

3 thoughts on “Amabrush: ein erster Test”

    • Sehr geehrter Herr Jahnel,
      danke für Ihren Bericht. Amabrush ist einfach nur MIST. Ich habe lange gewartet und viel Geld bezahlt. Meine Erfahrung stimmt mit Ihrer überein: Ein einfache Zahnbürste schafft es besser!
      Aber was sollen wir tun? In den sauren Apfel beißen und Amabrush in die Mülltonne kloppen oder uns gemeinsam das Geld wiederholen? Ich sehe wenig Möglichkeiten, es sei denn, es gibt noch viele, die so enttäuscht wie wir.
      Ganz ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur ein Mensch mit dem Ergebnis zufrieden ist.
      In Österreich ist ja schon Klage gegen den „Erfinder“ eingereicht worden, allerdings wurde diese abgewiesen, da nicht genügend „Beweise“ vorgebracht werden konnten. Dies wird sich sukkzesive ändern, je mehr Leute ihr „Paket“ erhalten.
      Es wäre schön, wieder etwas von Ihnen zu kören/lesen.
      Herzliche Grüße
      Jutta Ruppert

      • Sehr geehrte Frau Ruppert,
        was soll man tun?
        Ich befürchte, auf einer Crowdfunding-Plattform gelten Produkte zunächst nur als Konzept, schließlich scheitern viele Projekte auch vollständig. Was CrowdfunderInnen unterstützen, ist kein fertiges Produkt, sondern zunächst eine Idee, von der wir alle hoffen, sie möge erfolgreich sein. Genauso wie auch in der Forschung und Wirtschaft scheitern aber viele Ideen bzw. brauchen viele Nachbesserungen, bis sie marktreif sind. Die EntwicklerInnen solcher Konzepte haben auf solchen Crowdfunding-Plattformen den Nachteil, dass sie ihren UnterstützerInnen sofort ein Produkt liefern müssen, das ihren Ideen/Versprechen entsprechen muss. Diesem Risiko sind sich die EntwicklerInnen (hoffentlich) bewusst, die UnterstützerInnen wahrscheinlich aber nicht. Da aber nur ein Konzept gefördert wird, zweifle ich daran, dass große Chancen bestehen, auf rechtlichem Wege etwas zurück zu fordern.
        Bei Amabrush könnte man das Video womöglich als Darstellung eines funktionierenden Prototypen werten, was bereits über ein Konzept hinausgeht. Das könnte die Chancen vielleicht verbessern. Ob das aber auf einer Crowdfunding-Plattform wirklich problematisch ist, müsste wohl ein Anwalt zunächst anhand der AGB der entsprechenden Plattform prüfen.
        Besser sehen die Chancen vermutlich aus, wenn man Amabrush über die Website des Herstellers bezogen hat. Hier vermute ich nämlich, dass sie rechtlich dazu verpflichtet sind ein funktionierendes Gerät zu liefern.
        Vielleicht sollte man sich auch die Gründe genauer anschauen, auf denen die Klage in Österreich basierte und warum genau sie abgewiesen wurde. Evtl. sind die oben beschriebenen einige der Gründe?
        Gruß,
        Knox

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